Neue Wohnformen für Pflegebedürftige

Der GKV-Spitzenverband als zentrale Interessenvertretung
der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland
hat ein Modellprogramm “Weiterentwicklung neuer Wohnformen
nach § 45 f SGB XI aufgelegt.
In § 45 f heisst es in Absatz 1:”Zur wissenschaftlich gestützten
Weiterentwicklung und Förderung neuer Wohnformen werden zusätzlich
10 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Dabei sind insbesondere solche Konzepte einzubeziehen,
die es alternativ zu stationären Einrichtungen ermöglichen,
außerhalb der vollstationären Betreuung bewohnerorientiert
individuelle Versorgung anzubieten.”
Ziel des Modellprogramms ist demnach, Modelle guter Praxis zu
neuen Wohnformen für Pflegebedürftige zu entwickeln,
zu erproben und zu evaluieren.
Hierfür wurden vom GKV-Spitzenverband 53 Projekte ausgewählt
und bei der Umsetzung von 2015 bis 2018 begleitet.
In der Abschlussbilanz am 8.10.2018 in Berlin wurden von KDA – Kuratorium Deutsche Altershilfe – als eine der wissenschaftlich begleitenden Institutionen die Ergebnisse zur Qualität wie folgt zusammen gefasst:

– Die Projekte entsprechen in hohem Maße den Bedürfnissen der    Bewohnerinnen und Bewohner.

– Die Bewohnerinnen und Bewohner schätzen die hohe Versorgungsicherheit und die vielfältigen Möglichkeiten der Selbst- und Mitbestimmung.

– Viele wünschen sich jedoch eine bessere soziale Einbindung.

– Angehörige fühlen sich in vielfältiger Weise in ihrer Sorge entlastet, bleiben jedoch verantwortlich eingebunden.

– Die geforderte Selbstverantwortung ist für viele noch ungewohnt und bedarf einer entlastenden Begleitung.

Auf der Homepage des GKV-Spitzenverbandes werden die Ergebnisse der Untersuchung bis Ende des Jahres veröffentlicht. Aktuell findet sich hier ein “Sammelband mit den Ergebnissen zu allen geförderten Projekten”, eine “Zwischenveröffentlichung zur methodischen Vorgehensweise der wissenschaftlichen Begleitung” und verschiedene Info-Briefe.
KDA wird bis Frühjahr 2019 auf der Grundlage der Ergebnisse eine Arbeitshilfe erstellen.

Für mich sind die oben beschriebenen Qualitätskriterien und die sich hieraus ableitenden Erkenntnisse nicht neu. Jeder braucht sich nur selber fragen, wie er im Alter bei Demenz oder schwerer Pflegebedürftigkeit leben möchte.

Bereits 2003 habe ich als Geschäftsführer der CBT in Remscheid Lennep ein solches den obigen Kriterien entsprechendes Projekt verwirklicht: das CBT- Wohnhaus Katharinenstift mit autarken Hausgemeinschaften in “Reinkultur”, d.h. ohne zentrale Versorgungsstrukturen eines herkömmlichen Pflegeheims.

Der Weg zur Verwirklichung dieses Projektes ist in meinem Beitrag “Von der Vision zur Innovation – Entwicklung und Implementation eines neuen Leistungskonzeptes für eine Senioreneinrichtung” beschrieben, den Sie hier lesen können.

Dieser Beitrag ist in dem Buch “Innovative Unternehmen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft – Herausforderungen und Gestaltungserfordernisse” erschienen.

In diesem Zusammenhang interessiert Sie vielleicht auch mein Vortrag “Pflegeheime – Auslauf- oder Zukunftsmodell: die Hausgemeinschaften – ein Konzept für das Leben wie gewohnt! , den ich bereits 2009 in meiner Funktion als Geschäftsführer der CBT gehalten habe und den Sie hier nachlesen können.

Ich würde mir wünschen, wenn noch viel mehr Träger und Führungskräfte den Mut finden könnten, solche zukunftsweisenden Wohnformen für ältere Menschen mit Demenz oder Pflegebedürftigkeit zu verwirklichen und so auch zu einem positiveren Image der Pflege beizutragen.