Ältere Menschen und Digitalisierung – Es muss dringend mehr geschehen

Am 12. August 2020 wurde der Achte Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland zum Thema „Ältere Menschen und Digitalisierung“ – einem der grundlegenden Veränderungsprozesse unserer Zeit. veröffentlicht.

Gerade in der Zeit der Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen haben viele ältere Menschen erkannt, welche Möglichkeiten digitale Kommunikations- und Informationstechnologien ihnen bieten und haben diese stärker als bisher für sich genutzt, so zum Beispiel Video-Telefonate mit der Familie, digitale Nachbarschaftsplattformen, um gegenseitige Hilfe und Unterstützung zu organisieren oder Gespräche mit dem Arzt, die nun häufiger als Video-Sprechstunden stattfinden.

Die Voraussetzungen für digitale Teilhabe älterer Menschen ist allerdings noch nicht überall gegeben. Es fehlt es am nötigen Wissen, an Unterstützung oder an finanziellen Möglichkeiten, um sich digitale Geräte anzuschaffen. 

Erhebliche Unterschiede bestehen auch aufseiten der Pflegeanbieter, konstatiert der Report: Sie reichen von visionären Prototypen für den Einsatz von Robotik und Künstlicher Intelligenz bis hin zu zahlreichen Pflegeheimen, die noch immer ohne Internetzugang und WLAN für die Bewohner*innen sind.

Die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Leben im Alter zeigen sich, – so die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend –
Franziska Giffey in ihrem Vorwort, beim Wohnen, in der Pflege, bei der Mobilität, in der gesundheitlichen Versorgung und in der Organisation von Sozialräumen. Die Sachverständigen-Kommission hat für diese Lebensbereiche untersucht, welche digitalen Technologien hier von Bedeutung sind, welche Entwicklungen sich abzeichnen und wie sie sich auf das Leben im Alter auswirken.

Experten kritisieren, dass digitale Teilhabe oft bereits an der Infrastruktur scheitere. Der Altersbericht liefert folgerichtig eine zwölf Punkte umfassende Liste erforderlicher Maßnahmen zum Ausbau digitaler Angebote für die ältere Generation. Eine Auswahl:

  • Damit alle auf dem Weg in die Digitalisierung mitgenommen werden, bedarf es bundesweit schnelles und mobiles Internet, auch auf dem Land. Ausserdem empfehlen die Experten die kostenfreie Bereitstellung von Internet-Zugängen im öffentlichen Raum (allen voran in Rathäusern, Bahnhöfen, Quartieren und Verkehrsmitteln).
  • Förderung der Teilhabe an digitalen Technologien für ältere Menschen mit geringem Einkommen und Grundsicherung.
  • Digitale Souveränität setzt Wissen und Verstehen voraus –  beides kann laut Altersbericht durch die Schaffung von Lern- und Experimentierräumen gefördert werden. Ältere hätten somit die Chance, digitale Technologien auszuprobieren und sich mit ihren Potenzialen und Risiken auseinanderzusetzen.
  • Stärkung der digitalen Daseinsvorsorge vor Ort durch Landkreise und Kommunen, etwa mittels Vernetzung von Quartieren mitsamt zugehöriger Sorge-Strukturen.
  • Verankerung der Beschäftigung mit digitalen Bedarfen älterer Menschen in der Ausbildung relevanter Berufsgruppen, etwa im sozialen Bereich, in Handwerk, Verwaltung und Architektur.
  • In Forschung und Entwicklung sollten frühzeitig die Erkenntnisse der Gerontologie, der Geriatrie und der altersbezogenen Sozial- und Pflegewissenschaften integriert werden, um den digitalen Nutzungsgewohnheiten Ãlterer gerecht werden zu können.

„Der Bericht ist gut, aber jetzt muss auch etwas passieren“, zitiert die Ärzte- Zeitung den Vorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) und frühere SPD-Chef, Franz Müntefering. Die BAGSO fordert analog zum „DigitalPakt Schule“ einen „Digitalpakt Alter“, um den digitalen Kompetenzerwerb in der nachberuflichen Lebensphase zu erleichtern.

Die aufschlussreichen Ergebnisse können Sie hier in einer Kurzfassung nachlesen.