Nichts dazu gelernt? – Teil 1

Es gibt wieder Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen. Es sterben wieder Menschen an Covid-19, hochbetagte und pflegebedürftige Menschen, denen durch Politik und Träger ein besonderer Schutz versprochen wurde. Laut dem Robert-Koch-Institut sind es deutschlandweit inzwischen 93 Tote.
Tendenz steigend.

Wiederholt sich die dunkelste Phase der Pandemie in Deutschland? Müssen wir uns wieder auf zahlreiche Corona-Tote in Pflegeheimen und das „Einschliessen“ der Bewohner einstellen, obwohl Impfstoffe und Tests zur Verfügung stehen und das Nachlassen der Immunität bei älteren Menschen bekannt ist?

Die Toten in den Pflegeheimen zeigen, dass die Pandemie eben nicht zu einem Problem der Unge- impfen geworden ist. Sie ist weiterhin ein Problem, das die ganze Gesellschaft betrifft. Wenn die Zahl der Toten in den Pflegeheimen weiter steigt, dann wurden immer noch nicht die richtigen Lehren aus der Pandemie gezogen.

Dann haben die Verantwortlichen in Deutschland versagt. Denn wir haben alle Mittel, um gefährdete Menschen in den Pflegeheimen zu schützen. Es muss so schnell wie möglich eine Auffrisch-Impfung erfolgen. Träger und Mitarbeitende müssen wissen, dass eine 2 G-Regel für Besucher und Pflegende nicht ausreicht. Der Impfschutz ist nicht steril, Geimpfte können das Virus weitergeben, auch wenn sie selbst nicht erkranken.

Jeder, der mit besonders gefährdeten Menschen zu tun hat, sollte also getestet sein. Und wer in einem Pflegeheim arbeitet, egal ob geimpft oder nicht, muss die Verantwortung übernehmen und die ihm anvertrauten Menschen schützen. Hier gilt: Testen, Mundschutz und Hygiene und dies alles ganz konsequent. Auch die Diskussion um die Impf-Pflicht im Gesundheitsbereich darf hierbei kein Tabuthema sein.

Ich plädiere dafür, dass Pflegende sich impfen lassen sollen, auch für ihre eigene Sicherheit, die ihre Kolleginnen und Kollegen, die ihrer Familien und für die ihnen anvertrauten Menschen und deren Angehörigen. Jeder nicht geimpften Pflegekraft empfehle ich den Bericht im Spiegel 8/2021
” Ein Riesenfehler” der Altenpflegerin Barbara Meier, die im Klinikum Nürnberg auf der Intensivstation lag und sagt: „Sie habe die Warnungen vor Corona für übertrieben gehalten und eine Impfung abgelehnt. Nun bereue sie es“.

Auf Grund der obigen Argumente und der sich weiter verschärfenden aktuellen Situation will ich es noch klarer formulieren und zitiere den Philosophen Isaiah Berlin der einmal gesagt hat:
„Freiheit der Wölfe ist der Tod der Lämmer“. 

Dieser Satz leuchtet jedem sofort ein: die eigene Freiheit endet dort, wo sie dem anderen schadet. Und in Deutschland laufen derzeit viele Wölfe durch Städte und Dörfer und auch Pflegeheime. 

Es ist unverantwortlich und ein Skandal, dass in Pflegeheimen Menschen sterben, weil sich ein Teil der Mitarbeitenden der Injektion verweigert. Man könnte fast von fahrlässiger Tötung sprechen. Wer so seinen Beruf ausübt, hat jeden Verantwortungssinn verloren. Daher wird immer häufiger eine Impfpflicht bestimmter Berufsgruppen gefordert. Pflegende gehören mit Sicherheit dazu. Wenn nicht sie, wer dann?

Aber müssen wir nicht noch einen Schritt weitergehen? Wenn die Wissenschaftler uns sagen, dass die Pandemie dann vorbei ist, wenn 90 bis 100 Prozent der Bevölkerung geimpft ist, bedeutet das dann nicht, dass wir in Deutschland eine Impfpflicht dringend brauchen?