Die aktuelle Studie “Altenpflege im Fokus 2021” von Vincentz Network, Deutscher Berufsverband der Pflegeberufe und Cogitaris GmbH bestätigt, was seit Jahren in der Pflege bekannt ist und ich bereits seit 1990 anmahne: Die Personaldecke ist zu dünn. Um Mitarbeitende zu halten und neue zu gewinnen, braucht es bessere Rahmenbedingungen: mehr Personal, bessere Führung (S. 38) sowie Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Die Ergebnisse der Befragung von Pflegefachkräften in Pflegeheimen stellen der Gesundheits- und Pflegepolitik der letzten Jahre kein gutes Zeugnis aus. Die überwältigende Mehrheit (96 Prozent) glaubt nicht einmal, dass “die Politik” die Lage verstanden hat und zuverlässig bemüht ist, sie zu verbessern. Auch von den Ergebnissen der Konzertierten Aktion und dem Sofortprogramm erwarten 92% keine Verbesserungen für die Pflegenden, eine erschreckende Ernüchterung und Enttäuschung.
Die chronisch unzureichende Personalausstattung ist Hauptursache für einen Großteil der Belastungen und Frustrationen der Mitarbeitenden. Denn dieser Mangel macht es immer schwieriger – so 68 Prozent der Befragten – eine gute und qualitätsvolle Pflege zu gewährleisten, es fehlt Zeit für die zu Pflegenden und fast alle Antwortenden haben regelmäßig das Gefühl, dem eigenen fachlichen Anspruch nicht gerecht zu werden. Mehr als 75 Prozent derBefragten beklagen darüberhinaus negative Auswirkungen auf das Privatleben. All dies zusammen lässt den eigentlich schönen und wertvollen Beruf grundsätzlich für alle unattraktiv erscheinen. 40 Prozent der Befragten überlegen, in den nächsten fünf Jahren den Beruf aufzugeben und zusätzlich 21 Prozent werden in diesem Zeitraum Rente gehen.
Das Kind ist also längst in den Brunnen gefallen. Wo sollen denn auf einmal Pflegefachkräfte herkommen, wenn über 30 Jahre lang die Entwicklung verschlafen wurde und in Deutschland generell ein Fachkräftemangel gegeben ist? Soll man jetzt wieder einmal Hoffnung auf die neue Bundesregierung setzen?
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