Buurtzorg- ein attraktives, zukunftsweisendes Pflegemodell

Die Idee des Buurtzorg-Modells – auf Deutsch Nachbarschaftshilfe –  ist es, eine bedürfnisgerechte häusliche Versorgung für Menschen mit Pflegebedarf zu ermöglichen. Hierbei sollen selbstorganisierte und eigenverantwortliche professionelle Pflegeteams sorgende Hilfsnetzwerke aufbauen, um die Eigenständigkeit der Menschen mit Pflegebedarf zu unterstützen. Sie und ihr Umfeld sollen in die Lage versetzt werden, Tätigkeiten selbst auszuführen, für die nicht unbedingt eine Pflegefachkraft erforderlich ist. Dies soll zum einen den Menschen mit Pflegebedarf nutzen. Zum anderen soll es Kapazitäten für die Unterstützung anderer pflegebedürftiger Menschen schaffen und die Arbeitsbedingungen für Pflegende attraktiver gestalten.

In diesem Modell planen, entscheiden und verwalten die Mitarbeitenden alle Aufgaben im Zusammenhang mit der Versorgung selbstständig und sind untereinander hierarchisch gleichgestellt. Ein Team von maximal zwölf Personen versorgt etwa 50-60 pflegebedürftige Menschen. Die Kommunikation erfolgt über das Intranet, das Buurtzorg-Web. Neben dem fachlichen Austausch dient die Plattform der Planung, der Dokumentation und der Abrechnung. Dokumentiert wird digital mit Hilfe von Tablets und auf Basis des OMAHA-Klassifikationssystems, ein international anerkanntes Pflege-Dokumentationssystem zur Erfassung und Beurteilung individueller Pflegesituationen. Die Abrechnung der Pflegeleistungen erfolgt im Gegensatz zu Deutschland nach Zeit und mit einem festen Stundensatz. Die Teams planen und prüfen ihr Budget eigenverantwortlich. Administrative Aufgaben wie die Gehaltsabrechnung oder Buchhaltung übernimmt eine zentrale Verwaltung.

In Deutschland gibt es einige Pflegedienste, die sich an der Idee dieses Modells orientieren. Ein Beispiel ist „Buurtzorg Deutschland“, eine gemeinnützige GmbH mit aktuell sechs Pflegeteams in Emsdetten, Hörstel, Lotte, Münster, Frieden und Leipzig.

Das ZQP hat in seinem neuesten Heft “Stiftungsmagazin ZQP diskurs 2019/20“ in dem Beitrag „Buurtzorg: zukunftsweisend für die häusliche Pflege?“ das Modell aus den Niederlanden dargestellt und ist der Frage nachgegangen, ob dieses Modell auch für Deutschland attraktiv ist und welche Erfahrungen es bisher gibt.

Diesen Beitrag und weitere können Sie hier nachlesen

Deutsches Kompetenzzentrum für internationale Fachkräfte

Das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA), dessen Kurator ich seit 2004 bin, hat mit Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) ein Deutsches Kompetenzzentrum für internationale Fachkräfte in den Gesundheits- und Pflegeberufen (DKF) eingerichtet. Ziel des Kompetenzzentrums ist es, sich an der Entwicklung, Begleitung und Umsetzung von Maßnahmen zur Gewinnung von Personen mit einer pflege- oder gesundheitsfachlichen Ausbildung aus dem Ausland zu beteiligen. Das Kompetenzzentrum ist Teil der Bemühungen von Gesundheitsminister Jens Spahn, im Rahmen eines Modellprojektes internationale Fachkräfte zu gewinnen. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wunsch für 2020

 

 

CLASSIC BLUE

Das amerikanische Farbinstitut Pantone
bestimmt jedes Jahr die Farbe des Jahres.
Für 2020 wurde Classic Blue gewählt.
Die Wahl der Trendfarbe
hat maßgeblichen Einfluss auf
Design, Mode, Interieur und die Kunstwelt.
Auch Farbpsychologen stützen sich auf diese Prognose.
Classic Blue steht für das Leuchtende Blau.

In der Farbpsychologie symbolisiert Blau
Harmonie, Entspannung und Vertrauen,
aber auch Ordnung und Struktur.

Die Trendfarbe 2020 steht damit diametral
zur momentanen Weltsituation.
Die Welt ist im Umbruch.
Und die Menschen sehnen sich in dieser
schnelllebigen Zeit nach
Beständigkeit, Vertrauen und Hoffnung.

Die Zuversicht des BLAU’s
möge der Wunsch sein für ein
friedvolles Jahr 2020

Idee + Gestaltung Petronella Sitsen 1/2020

Post für Herrn Ullrich


„Post für mich?“ .fragte er durch die Luke. Nur wer ihn besser kennt, sieht die Anspannung in seinem Gesicht, die zusammengekniffenen Augen, das leichte Zittern der Lippen. Sein weißes Haar ist noch ungekämmt. Er geht immer nach dem Aufstehen gleich fragen. Aus dem abgetragenen Bademantel mit den verblichenen blauen Streifen schauen dünne Beine heraus, die Haut wie Pergament.

„Warten Sie“, ruft Susanne. „Ich sehe gleich nach, Herr Ullrich!“ Sie geht zu den Postfächern und schaut. „Heute nicht, Herr Ullrich.“

Würdest du daneben stehen und dieses „Heute nicht“ hören, du dächtest sofort, Herr Ullrich bekommt sonst jeden Tag Post. Aber dem ist nicht so.
Herr Ulrich bekommt nie Post. Seit 14 Jahren wohnt er hier im Pflegeheim und seitdem hatte er noch keine Post. Aber jeden Tag geht er zur Luke und fragt.

Und dafür, wie Susanne das „Heute“ von „Heute nicht“ ausspricht, dafür hat er sie so gern. 

Doris Bewernitz

Gefunden in: Der Andere Advent 2019/20

Weitblick

Lesen Sie die Strophen zunächst von oben nach unten

Ich kann nur lachen                       Höher! Schneller! Weiter!
Das Gebot, alles zu teilen           Ist ein Versprechen, mehr zu erhalten
Was ich besitze ist                         Ein Geschenk
Mein Verdienst                                Hilft vielleicht anderen
Zu Recht geht leer aus                Wer nur an sich denkt
Wer gern gibt                                   Dem wird es gut gehen

Lesen Sie nun von links nach rechts

Diesen Text Weitblick habe ich im Anderen Advent Kalender 2019/20 gefunden, der mich schon viele Jahre in der Adventszeit begleitet.

Digitalisierung in der Pflege

Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und seine Folgen insbesondere für die pflegerische Versorgung in Deutschland haben digitale Anwendungen das Potenzial, zur Bewältigung dieser Herausforderungen beizutragen. 

Der ZQP-Report des Zentrums für Qualität in der Pflege

„Pflege und digitale Technik“

befasst sich mit folgenden Aspekten:

    • Welche Unterstützungssysteme gibt es heute 
    • Wie könnte die Pflege der Zukunft aussehen? 
    • Was ist dabei ethisch zu bedenken? 
    • Wie stehen Pflegefachkfäfte und Bevölkerung zum Technikeinsatz in der Pflege? 
    • Welche Kompetenzen und Partizipationsmöglichkeiten brauchen sie?

Diesen ZQP-Report können Sie hier lesen.

Deutschen Pflegeheimen geht es noch relativ gut

Der neue deutsche Pflegeheim Rating Report 2020 beschreibt die wirtschaftliche Lage der deutschen Pflegeheime als noch relativ gut, obwohl sie sich zwischen 2015 und 2017 leicht verschlechtert hat.

Knapp 4 Prozent lagen 2017 im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr, 24 Prozent schrieben einen Jahresverlust.

Der Report widmet sich auch dem Thema Fachkräftemangel und weist auf die Bedeutung der “weichen” Faktoren hin wie gute Führungskultur, gesellschaftliches Ansehen des Berufs, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, möglichst wenig Bürokratie, Karrieremöglichkeiten sowie die Übernahme von Verantwortung, wichtige Voraussetzungen also, die ich in meiner Zeit  als Geschäftsführer der CBT geschaffen habe und auf die ich bereits seit Jahren in meinen Beiträgen hinweise.

Lesen Sie hierzu auch: “Führung trifft auf Mensch”

Mit Robotern werden wir allerdings nicht weit kommen…!

 

Cartoon von Thomas Plassmann

Die wichtigsten Ergebnisse dieses Reportes können Sie hier lesen.

 

“Mach Karriere als Mensch”. Die Pflege braucht Nachwuchs.

Am 21.10.2019 wurde die Informations- und Öffentlichkeitskampagne des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur neuen Pflegeausbildung gestartet. Unter dem Motto „Mach Karriere als Mensch“ sollen sowohl junge Menschen angesprochen werden, die auf der Suche nach einem Ausbildungsberuf oder einem Studium sind, als auch Erwachsene, die sich beruflich neu orientieren möchten. Die Kampagne ist Bestandteil der „Ausbildungsoffensive Pflege“ (2019–2023), die im Rahmen der Konzertierten Aktion Pflege beschlossen wurde.

Auf der Internetseite des BMFSFJ zur Pflegeausbildung finden sich alle Informationen einschließlich der Materialien zur Öffentlichkeitskampagne.
Ob allerdings die Plakate helfen, Menschen für den Beruf zu gewinnen, bleibt abzuwarten, auch, ob der Fokus zur Motivation für den Beruf wirklich auf Karriere auszurichten ist.

Denn der Pflegebereich ist vor allem angewiesen auf Menschen mit hoher fachlicher, aber auch menschlicher Kompetenz. Künftig wird daher immer deutlicher die Frage gestellt werden müssen, wer soll in einen Beruf gehen, in dem zahlreiche charakterliche Tugenden notwendig sind, zum Beispiel Respekt vor dem Leben und der Willensfreiheit des Menschen sowie die Fähigkeit, besonnen zu handeln und zu urteilen. Gerade die Unterstützung und Begleitung von Menschen in Grenzsituationen erfordert ein hohes Maß an Empathie-Fähigkeit. 

Hier verweise ich gerne auf die indianische Redensart, die diese Einstellung und Haltung, auf die es immer stärker ankommt, vortrefflich zum Ausdruck bringt:  “IN DEN MOKASSINS DES ANDEREN GEHEN”

Altenheim Zukunftspreis 2019 – “Bei Anruf Ausbildung”

Bernd Bogert hat als Geschäftsführer der St. Gereon Seniorendienste in Hückelhoven den diesjährigen Altenheim Zukunftspreis erhalten. Hierüber freue ich mich besonders, weil Bernd Bogert ein langjähriger Wegbegleiter von mir in meiner Zeit als Geschäftsführer der CBT gewesen ist.

Mit zahlreichen Projekten und Initiativen hat er gezeigt, wie erfolgreich Träger sein können. Auch die vielen Auszeichnungen – so z.B. Bester Arbeitgeber im Gesundheitswesen – weisen auf die besonderen Leistungen für Menschen mit Pflegebedarf und die Mitarbeitenden hin.

Der Altenheim Zukunftspreis 2019 der Fachzeitschrift Altenheim geht deshalb an die St. Gereon Seniorendienste, weil es Bernd Bogert mit seinem Team gelungen ist, mit einem innovativen Konzept die Zahl der Auszubildenden zum Altenpfleger seit 2012 von 63 auf 351 zu steigern. 

Hier lautet das Motto:”Bei Anruf Ausbildung”. Der Pflegedienstleister
St. Gereon übernimmt alle Bewerber, sofern sie einen Hauptschulabschluss ab Klasse zehn vorweisen können. Auf Auswahlverfahren und Bewerbungsgespräche wird verzichtet. Stattdessen erwartet die angehenden Pflegekräfte während ihrer Ausbildung eine Betreuung, die sich nach den persönlichen Fähigkeiten richtet, eine individuelle Lernförderung und maßgeschneiderte Arbeitszeiten – dort stehen 15 verschiedene Modelle zur Wahl. 

Bei der hier praktizierten”Assistierten Ausbildung Altenpflege” erhalten viele junge Menschen eine echte Chance, im Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Alle Auszubildenden werden hier eng begleitet. Es gibt beispielsweise Deutschkurse und individuelle Lernförderung. Zudem sind 80 Prozent der examinierten Fachkräfte als Praxisanleiter in Pflege fortgebildet und können die Nachwuchskräfte entsprechend anleiten und schulen. Schließlich werden vielerlei Wünsche der Auszubildenden erfüllt, etwa bezüglich der Anpassung der Arbeitszeiten an die persönlichen Gegebenheiten wie Busfahrpläne, Kita-Öffnungszeiten oder Arbeitszeiten des Partners. 

Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in der Pflege ist dies ein vorbildliches Konzept, selbst für den eigenen Nachwuchs zu sorgen und findet hoffentlich viele Nachahmer in der Pflegebranche.

Der neue Pflege-TÜV transparenter?

Thomas Klie und ich haben bereits 2010 den so genannten Pflege TÜV mit seinen Noten kritisiert, zu einem Moratorium aufgerufen und einfachere Wege zu einer Qualitätsdarstellung aufgezeigt. Näheres hier.

Doch das neue Bewertungssystem, das zum 1. November 2019 in Kraft tritt, mit Symbolen, Kreisen, Punkten und Quadraten ist noch verwirrender, komplizierter und bietet den älteren Menschen und Ihren Angehörigen nicht die gewünschte und erforderliche Transparenz..

Es zeigt sich wieder einmal: zu viele Köche verderben nur den Brei. Im politischen und bürokratischen Meinungsbildungsprozess sind die Interessen vieler Seiten eingeflossen, nämlich der Kranken- und Pflegekassen, der Heimträger und ihren Verbänden sowie der Politik. Doch die Interessen der Kunden, um die es in erster Linie geht, kommen meines Erachtens wieder einmal zu kurz.

Ein neuer so genannter Pflege-TÜV wäre dann hilfreich und würde für die nötige Transparenz sorgen, wenn es “K.O.-Kriterien” gäbe etwa bei Verabreichung falscher Medikamente, freiheitsentziehender Maßnahmen oder zahlreicher Dekubitusfälle. Dies müsste dann dazu führen, dass ein Heim ein Ungenügend erhält.

Das Selbsthilfenetzwerk Pro Pflege weist zu Recht darauf hin, dass durch das neue Prüfsystem der Pflegenotstand nicht aufgelöst werden kann. Darüberhinaus würden auch die Anforderungen an das bereits jetzt überlastete und gestresste Pflegepersonal weiter zunehmen. Näheres hier.